20. Januar 2023

Die Sache mit Social Media

"Ganz tolle Bilder. Du bist bestimmt auch auf Instagram". Betretenes Schweigen und angedeutetes Kopfschütteln. "Aber auf Facebook?" "Nein, schon seit fast 10 Jahren nicht mehr ... Aber du kannst auf meiner Website gucken." Was natürlich nur seltenst passiert ist. Websites ansehen ist das Briefschreiben der digitalen Präsenz.

So ähnlich liefen Dialoge noch vor wenigen Wochen ab, wenn ich mit jemandem ins Gespräch kam, der mehr von meiner Kunst sehen wollte.

Ja, ich war persönlich auf Facebook, Twitter und Instagram und das auch noch als "early adopter". Bis ich irgendwann von so viel Info, Sundowner Sprizz und Fake-Fotos, Likes, Hits und Nonsense-Kommentaren richtig schlecht drauf gekommen bin. Meine Zeit wurde verschwendet mit einer künstlichen Informationsflut mit null Komma null Gehalt. 
Ich bin dann konsequent raus, aus allen Kanälen. Friedliche Ruhe auf meinem Handy!

Als Künstlerin finde ich die Präsenz auf Social Media und den Umgang damit noch viel schwieriger. Es scheint zu oft darum zu gehen, ein perfektes Bild von sich zu präsentieren als Kreativer und Mensch (Hassobjekt Selfies).

Man steht vor der Aufgabe, dem Druck standzuhalten, künstlerische Arbeit und Künstler*innen Leben perfekt darzustellen.
Denn das nimmt mir die Energie, mich ungefiltert und authentisch auf die Entwicklung meiner künstlerischen Fähigkeiten und Persönlichkeit zu konzentrieren.

Ein weiteres Problem sehe ich darnin, dass die Aufmerksamkeit auf Social Media oft sehr oberflächlich ist und sich auf die Anzahl von Follower und Likes konzentriert.

Ich habe den Eindruck, dass ich immer wieder reflektieren muss, dass ich meine Arbeit nicht nur auf diese Faktoren ausrichte, anstatt auf meine künstlerischen Visionen und Interessen.

Einen weiteren Aspekt habe ich erst vor kurzem mit einer Kollegin im Gespräch für mich erfallen können:
Bei meiner Arbeit und generell bei Kunst ist mir eine wertungsfreie Herangehensweise wichtig. Ich glaube, dass jede künstlerische Arbeit ihren Wert hat und nicht nur durch die Anzahl der Likes oder Follower beurteilt werden kann. Was aber heutzutage ein nicht mehr wegzudenkender wichtiger Aspekt für den Kunstzirkus ist. Ich sag nur Löwentraut. Joop oder nicht Joop, das ist offenbar die drängende Frage ...

Trotzdem bin ich wieder auf Instagram eingestiegen. Ein Hoch auf die Deaktivierung der Push-Nachrichten! So verunsichere ich mit meiner Abstinenz keinen Interessenten. Wer weiß was sich über den Kanal alles entwickeln kann.

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